Saurer-Labor im Fokus

Um seinen Maschinenpark optimal auszulasten ist Know-how gefragt. Oft spielen Kleinigkeiten eine entscheidende Rolle. Die Fachkräfte in unseren Hightech-Laboren unterstützen Sie dabei.

Wo liegen die Stärken des Sauer-Labors in Übach-Palenberg?

Klaudia Flores Molina: Wir arbeiten mit den neusten Prüfgeräten, die für fast alle Faser-, Garn- und Flächenprüfungen zum Einsatz kommen. Hier in Übach-Palenberg haben wir uns auf den Stapelfaserbereich spezialisiert. Außerdem arbeiten in unseren Laboren nur hochqualifizierte Textillaboranten/innen und Textiltechnologen/innen.

Was wird bei Faser- und Garnprüfungen untersucht?

K.F.M.: Bei Faserprüfungen wird der Rohstoff an sich untersucht, beispielsweise Faserlänge, Baumwollreife und der Verschmutzungsgrad. Es wird also der Input für die Textilmaschinen analysiert.

Wilhelmine Hamacher: Garnprüfungen werden durchgeführt um das Garn, also den Output der Spinnmaschine zu prüfen. Beispielsweise auf Regelmäßigkeit, Imperfektionen und Festigkeit.

Eileen Wilhelm: Wir können mit diesen Kenntnissen die weitere Verarbeitbarkeit besser beurteilen und auch Rückschlüsse auf vorhergehende Prozesse ziehen. Darum prüfen wir auch jedes Zwischen- und Endprodukt in der textilen Kette.

Welche Verfahren gibt es bei einer Garnprüfung und wie wird geprüft?

W.H.: Eine Garnprüfung ist immer individuell zu beurteilen und es gibt viele verschiedene Verfahren. Prüfkriterien sind zum Beispiel: Unregelmäßigkeit, Dick- und Dünnstellen, Drehung, Haarigkeit, Festigkeit und Elastizität des Garns.

K.F.M.: Grundsätzlich ist es ist immer abhängig davon, welche Prüfungen vom Kunden gefordert sind. In jedem Fall ist die Prüfung abhängig vom Faserrohstoff und der Garnart. Wir beraten gerne was hier sinnvoll ist. Wir prüfen natürlich unter reproduzierbaren Bedingungen wie DIN-Normen und im Normklima.

Gibt es bei den Prüfverfahren auch Langzeit-Tests?

K.F.M.: Bei uns normalerweise nicht. Zu Forschungszwecken werden aber auch Langzeit-Tests für die interne Entwicklung durchgeführt.

Was haben die Kunden davon, wenn sie das Labor beauftragen?

E.W.: Objektive Prüfergebnisse und Empfehlungen von kompetentem Fachpersonal, die der Kunde zur Optimierung und Produktionssteigerung in seinem textilen Betrieb nutzen kann.

Wie groß kann der Schaden für den Kunden sein, wenn etwas an den Fasern oder Garnen nicht stimmt?

E.W.: Da Textilien durch viele aufeinanderfolgende Prozessschritte entstehen, ziehen selbst kleinste Fehler in einem frühen Prozessschritt große Qualitätseinbußen im Verlauf der Produktion nach sich.

Es kann also beispielsweise passieren, dass eine falsche Maschineneinstellung bei der Herstellung des Faserbandes erst in der textilen Fläche sichtbar wird. Das ist fatal, denn dieser Fehler kann nicht mehr kompensiert werden. Im schlimmsten Fall ist dann die gesamte Produktion der textilen Fläche so fehlerhaft, dass diese nicht weiterverarbeitet oder weiterverkauft werden kann. Mit der Untersuchung der textilen Produkte zwischen den einzelnen Prozessschritten können somit rechtzeitig Fehler oder Qualitätsmängel festgestellt werden. Und das spart dem Kunden viel Geld und Zeit.

Wann sollten Kunden an Sie herantreten?

K.F.M.: Die Leistungen des Labors dienen zum einen der Fehlerfindung aber auch der Qualitätssicherung. Die textilen Produkte sollten also auch präventiv, egal in welchem Prozessstadium, untersucht werden. Außerdem können wir Empfehlungen zur Fehlervermeidung geben – das ist einer der wichtigsten Gründe, warum sich der Kunde rechtzeitig an uns wenden sollte.

Saurer Laboratory Eileen Wilhelm at microscope
“Mit der Untersuchung der textilen Produkte zwischen den einzelnen Prozessschritten können rechtzeitig Fehler oder Qualitätsmängel festgestellt werden. Das spart dem Kunden viel Geld und Zeit.“
Saurer Laboratory Eileen Wilhelm at microscope
Eileen Wilhelm
Textile Technologist, Applied Textile Technology Abteilung bei Saurer

Wie läuft das praktisch ab, wenn ein Kunde Sie beauftragen möchte?

E.W.: Der Kunde kann sich per E-Mail oder telefonisch melden und uns die gewünschten Prüfungen mitteilen. Oder der Kunde fordert über unsere Servicemitarbeiter das entsprechende Anfrage-Formular zur Prüfung an.

Und wie läuft es praktisch ab, wenn ein Kunde Sie beauftragt hat?

K.F.M.: Meistens schickt uns der Kunde das zu prüfende Material. Nach der Prüfung erhält der Kunde einen ausführlichen Prüfbericht von den Laboranten.

W.H.: Kunden können aber auch nach Terminvereinbarung das Labor besuchen. Dann können sie sich selbst davon überzeugen, welche Möglichkeiten unser Labor ihnen bietet.

Arbeiten Sie nur für Kunden aus dem europäischen Raum?

K.F.M.: Nein, wir arbeiten für Kunden weltweit – genauso wie unsere Labore in Münster (Deutschland), China und Indien.

Insight: Arbeiten Sie mit den anderen Saurer-Laboren zusammen?

E.W.: Ja, wir haben bereits eine gemeinsame Datenbank, um weltweit die Ergebnisse aus den Saurer-Laboren abrufen zu können. Außerdem soll die Zusammenarbeit in Zukunft noch weiter vertieft werden.

W.H.: Und wir machen zum Beispiel einmal jährlich einen „Rundtest“ mit Suzhou. Ziel eines Rundtests ist es, bei der Prüfung von gleichem Ausgangsmaterial gleiche Resultate weltweit zu gewährleisten. Dies dient der Qualitätssicherung.

Spielt das Labor auch eine Rolle bei Neuanschaffungen von Saurer-Produkten?

E.W.: Indirekt. Durch die Überprüfung der Materialien in den einzelnen Prozessstufen können wir untersuchen, ob der Kunde die gewünschte Qualität und Substanzausnutzung mit den Saurer-Maschinen erreicht. Seit der ITMA 2019 bietet Saurer mit Autolab außerdem auch eine KomplettLaborlösung an.

Also kann eine Analyse zur Garnoptimierung durch das Labor die Produktivität der Maschinen steigern?

E.W.: Definitiv! Durch die Untersuchung der Garne kann der Kunde auf die Einstellungen der Maschinen reagieren und auf die Qualität des Rohstoffes zurückschließen.

Welche Rolle spielt das Labor in Übach-Palenberg bei aktuellen Modetrends und der Analyse von neuen Garnen?

K.F.M.: Wir entwickeln keine neuen Garne, aber für uns wird sichtbar wie sich die Garncharaktere und auch Garnstrukturen mit der Zeit verändern. Dadurch sehen wir, auf welche Trends unsere Kunden reagieren. Gerade Kunden mit neuen Materialien beauftragen uns häufig, dadurch werden die Trends sichtbar.

E.W.: Wir reagieren darauf natürlich auch entwicklungsseitig! Denn wenn sich bestimmte neue Fasermischungen häufen, müssen auch die Komponenten und Ausstattungen der Saurer Maschinen angepasst werden.

Kann man aktuell neue Trends erkennen?

E.W.: Zurzeit ist Nachhaltigkeit und Recycling ein großes Thema. Es werden viele Fasermischungen mit einem hohen Recyclinganteil vor allem an Baumwolle, versponnen. Es kommen außerdem verstärkt umweltfreundlich produzierte Chemiefasern aus natürlichen Polymeren, wie Lyocell hinzu. Da alle Prüfergebnisse in unserer Datenbank erfasst werden, können wir auch alte Ergebnisse abrufen und mit aktuellen vergleichen. Dadurch werden auch hier Trends schnell sichtbar. 

Forschen Sie auch selbst?

W.H.: Nicht direkt, aber unser Labor arbeitet mit der Anwendungs- und Entwicklungstechnologie von Saurer zusammen und testet die Materialien aus den Spinnversuchen. Somit leisten wir jeden Tag einen indirekten Beitrag für unsere Kunden.

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Dieser Artikel, der in der Ausgabe 01 2020 unseres Kundenmagazins "Insight" erschienen ist, ist in vier Sprachen verfügbar. Hier können Sie auch auf das gesamte Magazin zugreifen.

Saurer Insight 01 2020 Kundenmagazin DE
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